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Energie 4.0: Das 4 x 4 der Energiewende aus deutscher Sicht

Energie 4.0 steht für die Zukunft der Energie in einer nachhaltigen Gesellschaft. Die Klimaerwärmung durch zuviel Treibhausgase und die zunehmende Erschöpfung der Rohstoffquellen und Lebensräume erfordern 4 politische Reformschwerpunkte, die alle mit Veränderungen des Energieeinsatzes verbunden sind:

  1. Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger,
  2. eine Energie- und Ressourceneffizienz-Offensive,
  3. den Ausbau einer leistungsfähigen Kreislaufwirtschaft zur Vermeidung von Abfällen bzw. Energie- und Ressourcenverschwendung,
  4. ein umweltbewusstes energiesparendes Verbraucherverhalten.

Das Energiesystem der Zukunft wird gänzlich ohne fossile Energien auskommen und wird weitgehend strombasiert sein. Strom, Wärme und Mobilität werden als Teilsysteme eines Energie-Gesamtsystems fungieren, das mit dem Internetsystem als 4. Komponente eng vernetzt wird (s. Internet of Energy), um bei großer Dezentralität (Plusenergiehäuser, Micro Grids, Elektrofahrzeuge usw.) ein Hochmaß an Flexibilität, Versorgungssicherheit, Effizienz und Kundennähe zu erreichen.

Energie 4.0 setzt auf eine Energie- und Strukturpolitik, die umwelt- und kundennah folgende Gestaltungsaufgaben konsequent angeht:

  1. zügige Umstellung des Erzeugungssystems unter Vermeidung von „Black outs" und sonstigen Engpässen (s. a. virtuelle Kraftwerke);
  2. Aus- und Aufbau intelligenter Stromnetze (Smart Grids, Micro Grids, Internet of Energy, Ermöglichung intelligenter Schnittstellen wie LED-Laternen als E-Tankpunkte oder Batteriestationen mit Lade- und Speicherfunktionen usw.);
  3. Strukturierung und Optimierung der Verbraucherseite (Industrie und Gewerbe, Haushalte, Elektrofahrzeuge, Speichersysteme), damit mittels eines intersektoralen Lastmanagements reibungslos Angebot und Nachfrage flächendeckend in ständigen Einklang gebracht werden (mit Unterstützung von Volatilitätspuffer-Speichern wie Batterien, Power-to-Gas, Power-to-Heat usw.);
  4. Schaffung intelligenter transparenter Energiemärkte (s. a. Strommarktdesign, Regulierung sowie Markt- und Businessmodelle), um die Souveränität der Energieverbraucher durch Angebotsvielfalt und Wettbewerb zu stärken. Dazu bedarf es solider Rahmenbedingungen (s. z. B. Datenschutz, Daten- und Prozessmanagement, Standards/Normung, Systemverantwortung).

Energie 4.0 ist auch ein Ansatz, die Neugestaltung des Energiesystems als eine besondere Standortchance nach innen und außen zu nutzen und zwar,

  1. indem die Stromwirtschaft zu einem strategischen Partner des Strukturwandels zur Nachhaltigkeit wird (optimale Ressourcenverwertung, vernetzte Mobilität, hochmobile Wissensgesellschaft, effiziente und ökologisch sensible Gemeinwesen, Smart City);
  2. indem die Energiewende auch zu einer Epoche des bewussten Verbrauchers wird, der durch Beteiligungsmodelle, Partizipation und attraktive Vorbilder dafür gewonnen werden sollte, Energie zu sparen, Innovationen voranzutreiben und selbst an der Energieerzeugung mitzuwirken (z. B. als Prosument);
  3. indem die erarbeiteten Erfahrungen, Produkte und Dienstleistungsangebote nicht nur für den Binnenmarkt bereitstehen, sondern als hochwertige Exportgüter (vom Batteriemanagementsystem bis zu Effizienzstrategien für Gesamtsysteme) auf den Weltmärkten angeboten werden;
  4. indem der Sektor der Energieerzeugung, -bereitstellung und -verwendung zu einem volkswirtschaftlichen Vorreiter für „qualitatives" Wachstum (Wachstum des Bruttosozialproduktes ohne weiteren Anstieg der Treibhausgasemissionen) wird, aus der Überwindung des fossilen Energieeinsatzes eine marktfähige branchenübergreifende Erneuerungskompetenz erwächst. I

 

I Offizielle Stellungnahme des INFRANEU-Hauptverbandes zur Thematik „Energie 4.0",
Verfasser: Prof. Dr. Dieter Flämig, Berlin, Februar 2016, www.infraneu.de